Dachausmittlung und Sparreneinteilung

Dachausmittlung gleiche Neigung, gleiche Traufhöhen

Die Dachausmittlung ist immer das Erste was wir machen. Dabei gibt es ein paar einfache Regeln die beachtet werden müssen.

Wir können nicht wissen, egal welche Form der Grundriss hat, wie hinterher das fertige Dach auszusehen hat. Dafür benötigen wir wichtige Informationen damit die richtige Dachform (Satteldach, Walmdach, Krüppelwalmdach usw.) entstehen kann. Die Angaben wie Dachneigung, Dachüberstände und Traufhöhen für die entsprechende Hausseite findet man in der Bauzeichnung und im Standsicherheitsnachweis.

Abb 3.1 zeigt ein Satteldach auf rechteckigem Grundriss. Jedem sollte klar sein, dass der First in der Mitte entlang läuft wenn die Dachneigung beider Dachflächen gleich geneigt sind.

Abb. 3.1

Abb.3.2 zeigt ein Satteldach auf gleichem Grundriss jedoch läuft hier der First nicht in der Mitte. Hier sind zwei unterschiedliche Dachneigungen vorgegeben. Dort wo sich die beiden Flächen schneiden läuft die Firstlinie die dann natürlich nicht mehr in der Hausmitte verläuft.

Abb 3.2

Außerdem ändern sich bei unterschiedlichen Neigungen die Höhe der Fußpfette und die Lage der Firstpfette, die sich dann nicht mehr mittig unter dem First befindet. In diesem Fall müssen wir für jede Dachseite ein eigenes Profil erstellen.

Wichtig! Für jede Dachneigung benötigen wir ein eigenes Profil!

Abb. 3.3

Abb. 3.4 zeigt ein Walmdach auf gleichem Grundriss die Dachflächen sind gleich geneigt. Obwohl das schwieriger aussieht benötigen wir nur ein Sparrenprofil!

Abb.3.4

Abb. 3.5 zeigt ein Walmdach die Dachflächen sind ungleich geneigt. Wir benötigen mehrere Sparrenprofile (in diesem Fall zwei) !

Abb. 3.5

Um zeichnerisch ermitteln zu können wo genau die Ecke, die durch die beiden geneigten Dachflächen gebildet wird, verläuft – also die Gratlinie entsteht – benötigen wir eine Höhenlinie. Wir fangen an mit dem gleichgeneigten Walmdach.

Wir benötigen noch nicht einmal das fertige Profil sondern lediglich die Dachneigung und eine Höhenlinie die wir frei wählen können. Abb. 3.6 dort wo die Höhenlinie die Oberkante Sparren schneidet machen wir einen lotrechten Riss und messen waagerecht bis zur Traufe oder bis Außenkante Wand.

Abb.3.6

Abb. 3.7 Den zuvor ermittelten Abstand tragen wir parallel zur Wand in den Grundriss ein. Da die Dachseiten die gleiche Neigung haben ist hier der Abstand auf allen Seiten gleich.

Abb3.7

Abb. 3.8 jetzt machen wir einen Riss durch die Aussenecke Dachüberstand und den Schnittpunkt der Höhenlinien.

Abb.3.8

Abb. 3.9 Das wiederholen wir an allen Ecken und haben somit die Gratlinien ermittelt. Die Aktion nennt man auch Dachflächen verschneiden.

Abb.3.9

Würden wie die Dachflächen nicht verschneiden würde das Ganze wie in Abb. 3.10 aussehen. Wir haben quasi die überstehenden Flächen abgeschnitten Abb. 3.11

Abb. 3.10
Abb. 3.11

Abb 3.12 unsere Sparren der einzelnen Dachfläche dürfen in dem Bereich wo wir die Dachflächen verschnitten haben natürlich auch nicht mehr so lang sein wir ursprünglich gedacht. Lediglich dort wo noch ein First vorhanden ist sehen sie genau aus wie im Profil. Die an der Gratlinie schräg abgeschnittenen (angeschifteten) Sparren nennen wir ab jetzt Gratschifter.

In der Abbildung ist zu sehen, dass die Schifter nicht befestigt werden können und die Last nicht abgetragen wird. Entlang unserer Gratlinie setzen wir also einen weiteren Sparren. Diesen nennen wir ab jetzt Gratsparren! Abb. 3.13 Der Gratsparren hat eine andere Neigung als die Sparren der anderen Dachflächen also müssen wir auch ein extra Profil für den Gratsparren erstellen.

Abb 3.12
Abb. 3.13

Etwas abgeschweift von der Dachausmittlung aber im Folgenden geht’s weiter!

Bei gleicher Dachneigung verlaufen in der Draufsicht die parallelen Linien im gleichen Abstand von der Wand. Vergleiche Abb. 3.7.

Das ändert sich bei ungleichen Dachneigungen Abb. 3.14 Bei steilerer Dachneigung ist der Abstand geringer (rot) bei flacherer Neigung ist der Abstand größer (grün). Wichtig ist nur das die Höhenlinie immer an der gleichen Stelle eingetragen wird. Wir haben nur die Dachneigung an einem Walm geändert!

Abb 3.14

Die Dachausmittlung also die Suche nach den Schnittlinien der Dachflächen sieht dann entsprechend, Abb 3.15 (steiler) Abb 3.16 (flacher), aus.

Abb. 3.15
Abb 3.16

Bilden die Außenecken einen rechten Winkel und sind die Dachüberstände an den Traufen gleich breit, bei gleicher Traufhöhe sollte das hinzukriegen sein!

Dachausmittlung unterschiedliche Traufhöhen

Jetzt schauen wir uns mal die Vorgehensweise bei unterschiedlichen Traufhöhen an. Wir nehmen den Krüppelwalm als Beispiel.

Bevor wir starten zeichnen wir, rein der Erklärung wegen, die Seitenansicht des Hauptdachs neben das Profil. Abb. 3.17

Abb. 3.17

Abb. 3.18 der Krüppelwalm bekommt einen kleineren Dachüberstand und wie man sieht liegt die Traufe höher als die Traufe vom Hauptdach.

Abb 3.18

Abb. 3.19 wir können aus der Seitenansicht vom Hauptdach gleichzeitig das Krüppelwalm Sparrenprofil erstellen, in der Seitenansicht ist die tatsächliche Länge des Sparrens abgebildet! (Das nur nebenbei)

Abb. 3.19

Abb. 3.20 wir verlängern jetzt den Waageriss Höhe Traufe Krüppelwalm in das Hauptdachprofil. Der Schnittpunkt Oberkante Sparren ist hier wichtig.

Abb 3.20

Abb. 3.21 Da wir die Dachausmittlung in der Draufsicht zeichnen nützen uns die Punkte in der Höhe nicht viel, wir brauchen Risse die im Grundriss eingemessen werden. Wir loten den Schnittpunkt also auf den Grund. Den Abstand bis Außenkante Wand habe ich „T KW G HD“ genannt (Traufhöhe Krüppelwalm im Grund gemessen im Hauptdachprofil) – darf jeder nach Belieben bezeichnen, nur Wiederfinden ist enorm wichtig.

Abb. 3.21

Abb 3.22 jetzt tragen wir im Krüppelwalmprofil eine Höhenlinie ein, diese können wir frei wählen. (einfach irgendwo einen Waageriss) Den Schnittpunkt loten wir auch runter.

Abb. 3.22

Abb. 3.23 den Abstand bis zur Außenwand an der Krüppelwalmseite des Gebäudes habe ich „H G KW“ (Höhenlinie im Grund im Krüppelwalmprofil gemessen) genannt.

Abb 3.23

Abb. 3.24 Die Höhenlinie zeichnen wir auch in das Hauptdachprofil, alles so wie bei der Krüppelwalmtraufhöhe, loten den Schnittpunkt runter und bemaßen den Abstand bis Außenkante Wand im Hauptdachprofil „H G HD“ (Höhenlinie im Grund vom Hauptdachprofil)

Abb 3.24

Wir haben verschiedene Höhenpunkte so vermessen das wir die Abstände jetzt in den Grundriss eintragen können. In dem Beispiel immer von Außenkante Wand nach innen an der entsprechenden Dachseite.

Abb. 3.25 wir nehmen unseren Grundriss und zeichnen die gewünschten Dachüberstände ein.

Abb. 3.25
Abb 3.26

Abb. 3.26 Die Höhenlinie der Krüppelwalmtraufe wird parallel zur Außenwand vom Hauptdach eingetragen und schneidet links den Riss vom Dachüberstand. Der Schnittpunkt befindet sich wie in Abb. 3.20 zu sehen ist irgendwo oben. Das können wir natürlich im Grundriss nicht sehen. Im Grundriss sehen wir nur wo die Risse verlaufen aber nicht in welcher Höhe. (Das ist wichtig zu wissen!) Wir können niemals ein Höhenmaß aus dem Grundriss entnehmen oder ein Höhenmaß in den Grundriss eintragen, lediglich deren Abstände von einer Wand oder Traufe oder oder.

Abb.3.27 Der Abstand der Höhenlinie entnommen aus dem Hauptdachprofil bis zur Außenwand wird als nächstes eingetragen.

Abb. 3.27

Abb. 3.28 Die Höhenlinien tragen wir auch auf der gegenüberliegenden Seite ein und zusätzlich, diesmal aber parallel zur Außenwand Krüppelwalm auch den Riss Höhenlinie aus dem Grund vom Krüppelwalmprofil bis zur Außenwand (H G KW)

Abb 3.28

Abb 3.29 jetzt wieder wie schon am Anfang dieser Seite den Schnittpunkt Traufe durch die beiden Schnittpunkte Höhenlinie verbinden. Dort wo die Gratlinien sich oben schneiden verläuft der First. Die gelbe Linie ist jetzt die Traufe Krüppelwalm in tatsächlicher Länge und die roserne Line ist der Ortgang vom Hauptdach in der Draufsicht (nicht die tatsächliche Länge weil sie in Wirklichkeit geneigt ist).

Abb. 3.29
Abb. 3.30

Abb. 3.30 um später den Krüppelwalm mit Schiftern, Gratsparren und allem drum und dran aufreißen zu können benötigen wir nur die rot umrandete Teilfläche der Draufsicht. Abb. 3.31 dabei spielt es für den Gratsparren auch keine Rolle wie lang die Hauptdachsparren komplett sind.

Abb. 3.31

Wenn man Schritt für Schritt vorgeht sollte auch das kein Problem sein. Findige haben sicher festgestellt das man auch gleich das lotrechte Maß im Krüppelwalmprofil bis zur Firstlinie hätte messen können Abb. 3.19. Damit hätte man sich das mit den Höhenlinien erspart und viel einfacher nur einmal den Abstand an der Firstlinie angetragen. Den Punkt wiederum mit den Punkten an der Traufe verbunden. Bei so einfachen Grundrissformen ist das natürlich auch möglich.