Ansichtssache

Mit die wichtigste Grundlage beim Schiften ist zu wissen aus welcher Position man die Konstruktion betrachtet. Wo befinden wir uns, was sehen wir wirklich in der Originallänge oder Abmessung und noch viel wichtiger – was sehen wir nicht.

Das Ganze nennt sich wohl räumliches Vorstellungsvermögen und ist enorm wichtig um den Gratsparren, Schifter, Sparren usw. anreißen und korrekt zuschneiden zu können. Wer im Folgenden überhaupt kein Überblick bekommt – Maurer werden noch gesucht!

Am Beispiel des Walmprofils werden jetzt die Sinne geschärft. Zuvor solltet ihr das Profil und die Dachausmittlung verinnerlicht haben.

In dieser kleinen Übung wurden weder Abmessungen der Hölzer noch Maße eingetragen, es soll einzig darum gehen Linien zu betrachten. Also der Riss der in der Mitte oben auf den Hölzern verlaufen würde. Der Ursprungsriss!

Abb. A 1 In der Dachausmittlung haben wir den Grundriss erstellt. Wir stellen uns also auf die Rohdecke und betrachten in Pfeilrichtung (blauer Pfeil unter WD) den Walmdachsparren. Was sehen wir?

Abb. A1

Abb. A2 Wir sehen den Walmdachsparren im Profil in seiner Originallänge. Links sehen wir den First F und rechts den Traufpunkt T (das nenne ich so, weil der Riss der Walmtraufe parallel rechts neben uns läuft und somit nur ein Punkt ist) und die Trauflinie Hauptdach.

Spannend ist aber was wir nicht sehen. Den Gratsparren! Dieser Riss befindet sich hinter dem Walmsparren läuft von oben links F von uns weg nach rechts unten zur Traufecke und wird vom Walmsparren verdeckt. Wir sehen auch nicht die Länge des Hauptdachsparrens sondern diesen nur von unten, also schräg vom First zur Hauptdachtraufe von uns weglaufend – der Hauptdachsparren ist also in Wirklichkeit länger als wir ihn sehen.

Abb A2

Abb. A3 Jetzt haben wir den Walmsparren entfernt und weiter zur unteren Traufe geschoben. Wir sehen, dass der Walmsparren noch die Neigung hat wie zuvor aber nicht mehr bis zum First reicht sondern gegen den Gratsparren läuft. Im unteren Bereich ist der Gratsparren noch verdeckt oben nicht mehr.

Obwohl im Grundriss der Traufpunkt des Walmsparrens jetzt an einer anderen Stelle (an der Traufe) ist, ändert sich im Profil an der Traufe nichts. Alle Punkte an der Walmtraufe sehen im Profil gleich aus. Der Punkt an dem der Walmsparren den Gratsparren trifft S befindet sich in der Höhe irgendwo zwischen First und Traufe. Höhenmaße können demnach nur im Profil ermittelt werden.

Abb A3

Abb. A4 nun wurde ein zweiter Walmsparren eingezeichnet der sich, von uns aus, hinter dem vorherigen befindet. Wir können den Punkt an dem dieser den Gratsparren trifft (S2) im Profil nicht sehen, deswegen „gestrichelt“ dargestellt, genauso der zweite Punkt an der Traufe. Im Grundriss sind beide Punkte zu erkennen.

Abb A4

Abb A5 Die Walmsparren entfernt sehen wir im Profil den Gratsparren komplett, allerdings im Vergleich zum Walmsparren nicht in der Originallänge. Der Gratsparren läuft von oben links nach unten rechts von uns weg – ist also in Wirklichkeit länger.

Abb. A5

Abb A6 Im Grundriss wurde jetzt Außenkante Fußpfette Walm eingetragen. Im Profil sehen wir lediglich einen Punkt und in welcher Höhe sich dieser befindet. Für den Gratsparren oder die Hauptdachsparren ist das so noch nicht zu gebrauchen obwohl der Gratsparren unten dort eine Klaue (Kerve) bekommen muss.

Abb A 6

Abb A 7 Die Innenkante Oberkante Fußpfette Walm hinzugefügt ändert sich im Profil nur das ein weiterer Punkt, auf Höhe der Außenkante Fußpfette sichtbar wird. Die beiden Punkte liegen nebeneinander.

Abb A 7

Abb A 8 durch die beiden Punkte kann man eine Hilfslinie zeichnen die die Oberkante Fußpfette Walmdach darstellt. Auf dieser Höhe entsteht später im Gratsparrenprofil die Klaue. Das ist der Waageriss Höhe OK FP Walm (Oberkante Fpfette Walm). Es handelt sich in dieser Seitenansicht nicht um das Gratsparrenprofil, trotzdem schön das wir die Höhe ermittelt haben und wissen wo diese entsteht.

Abb A8

Abb A9 Wenn wir die Oberkante Außenkante der Hauptdachfußpfette eintragen bei gleichen Dachneigungen dann verläuft diese auch auf Höhe der Walmpfette.

Abb. A9

Abb A 10 Sind die Dachneigungen unterschiedlich, befinden sich die Pfetten auf unterschiedlichen Höhen. Die Hauptdachpfette ist in unserer Ansicht durchgängig zu sehen. Wir gucken ja quasi von innen gegen die Hauptdachsparren und gegen die vor uns waagerecht liegende Hauptdachpfette.

Abb A 10

Schlusserkenntnis bezogen auf diese Ansicht. Wir sehen im Profil die Walmsparren, die Originallänge und Höhenposition der Fußpfette Hauptdach, die Originallänge und Höhenposition der Firstpfette, die Höhenposition der Walmpfette und Walmtraufe und die Trauflänge Hauptdach in Originallänge.

Wir sehen nicht, die Länge der Walm- Pfette und Traufe, die Länge der Hauptdachsparren, die Länge des Gratparrens. Aber wir sehen den senkrechten Abstand von der Traufe bis zum First bei Walm-, Hauptdach- und Gratsparren. Alle Sparren (die kurzen Walmsparren wollten es zumindest) laufen von der Traufhöhe bis zur Firsthöhe. Diese Erkenntnis verarbeiten wir weiter.